Denkmal

denkmalEröffnung des Gedenkortes „Turnertempel“ am 10. November 2011

Anlässlich der Eröffnung des Gedenkortes Turnertempel (Ecke Dingestedtgasse / Turnergasse) fanden verschiedenste Begleitveranstaltungen und Vermittlungsaktionen statt.

„There is a new memorial in Vienna, Austria, where the synagogue in Turnergasse was burnt down in 1938. The video is about jewish life in this district of Vienna before and after the Shoah and it preserves the names of tbhe victims of Nazi terror in Vienna, Rudolfsheim-Fünfhaus. The project was made with support of Herklotzgasse 21 who do a fantastic job by teaching the people of this area about the dark history of this city.“ (Hans Michael Bittner, November 2011)

Das Denkmal an der Stelle des zerstörten Turnertempels

Das Denkmal soll für die jetzigen BewohnerInnen des Viertels und für StadtbesucherInnen – insbesondere die Vertriebenen jüdischer Herkunft und ihre Nachkommen – da sein. In seiner historischen Dimension hat es jenen Ort symbolisch wieder zu besetzen, der das weithin sichtbare und in seiner ästhetischen Erscheinung selbstbewusste Zentrum einer bedeutenden jüdischen Vorstadtgemeinde darstellte.

Es soll – potentiell – die gesamte jüngere Geschichte dieses Ortes in seiner historischen, politischen und soziologischen Symptomatik thematisieren und reflektieren (vergl. Turnertempel). Es steht also in einem ganz bestimmten historischen und gegenwärtigen Kontext und ist kein „Holocaust-Denkmal“, dessen abstrakte Form und symbolische Sprache sich vorsichtig davon fernhalten muss, das Geschehen der Shoah auf eine Metapher oder ein Bild zu reduzieren. Es braucht in seiner ästhetischen Erfahrbarkeit nicht die Unabschließbarkeit / Unverarbeitbarkeit / Unentschuldbarkeit der Shoah in ihrer gesamten Tragweite zum Ausdruck zu bringen. Zwar reicht die thematische Tragweite der Shoah in die Mikrogeschichte dieses Ortes hinein, doch sollen vor allem die kontingenten und lokalen Manifestationen dieser „Katastrophe“ in der symbolisch-künstlerischen Verfassung des Denkmals konkretisiert werden.

Entwicklung des Denkmals

Das Denkmalprojekt wurde gemeinsam mit dem Kuratorium für Kunst im Öffentlichen Raum (KÖR) und der Gebietsbetreuung XV und der Bezirksvertretung und unter Beteiligung der BürgerInnen des Viertels sukzessive vorbereitet – und schließlich in einem geladenen KünstlerInnen-Wettbewerb umgesetzt.

Im Jänner 2010 wurde daher ein zweistufiger Wettbewerb für die Gestaltung eines Mahnmals an der Stelle des zerstörten Turnertempels begonnen, zu dem fünf Teams aus KünstlerInnen und LandschaftsgestalterInnen geladen wurden. KÖR, Kunst im Öffentlichen Raum GmbH, hat den Wettbewerb in Kooperation mit dem Magistrat der Stadt Wien ausgelobt.

Als sichtbare Manifestation des gesamten Projekts „Herklotzgasse 21“, die unter aktiver Einbeziehung der Bewohner des Bezirks stattfanden, will das Mahnmal für den Turnertempel die aus dem städtischen Bewusstsein getilgte Vergangenheit des Platzes und damit des Bezirks zukünftig wieder deutlich erlebbar in die Gegenwart zurückholen.

Die Zielsetzung und Aufgabestellung an die TeilnehmerInnen des Wettbewerbs bestand darin, an der Stelle des zerstörten Turnertempels einen zeitgemäßen Gedenk- und Symbolort zu schaffen. Zum einen als Gedächtnisort, der von der Geschichte der Synagoge und ihrer Bedeutung für die vertriebenen und ermordeten jüdischen Gemeindemitglieder berichtet sowie von der Zerstörung des Baues und deren Verdrängung. Zum anderen soll die Fläche wieder zu einem Ort der Begegnung werden, als ein zugänglicher und nutzbarer Freiraum für die heutigen BewohnerInnen der Gegend.

Wettbewerbs-TeilnehmerInnen

  • Iris Andraschek & Hubert Lobnig / Atelier Auböck + Kárász
  • Sabina Hörtner / Büro für Landschaftsarchitektur DI Anna Detzlhofer
  • Tobias Pils / Rajek Barosch Landschaftsarchitektur
  • Prinzgau/Podgorschek / Büro Brandstätter Landschaftsarchitektur
  • Werner Reiterer / KoseLicka Landschaftsarchitektur Teilnehmer

2. Wettbewerbsstufe

  • Iris Andraschek & Hubert Lobnig / Atelier Auböck + Kárász
  • Sabina Hörtner / Büro für Landschaftsarchitektur DI Anna Detzlhofer

Gewinner des Wettbewerbs

  • Iris Andraschek & Hubert Lobnig / Atelier Auböck + Kárász

Ansicht Gewinnerprojekt

Jury

  • Arch. Adolf Krischanitz, KÖR – Juryvorsitz
  • Bvst. Gerhard Zatlokal, Bezirk
  • DI Birgit Brodner, Büro des Stadtrates für Kultur und Wissenschaft
  • Raimund Fastenbauer, Israelitische Kultusgemeinde
  • Mag. Dorothee Golz, Künstlerin
  • Ing. Karl L. Hawliczek, MA 42
  • Dir. Moshe Jahoda, Zeitzeuge
  • Mag. Hannah M. Lessing Nationalfonds – Allgemeiner Entschädigungsfonds
  • Dr. Thomas Mießgang, Kurator
  • DI Erich Petuelli, MA 19
  • Mag. Judith Pühringer, Verein coobra
  • Dr. Georg Traska, Kunsthistoriker

Ausloberin

KÖR, Kunst im öffentlichen Raum GmbH, in Kooperation mit dem Magistrat der Stadt Wien, vertreten durch die Magistratsabteilung 42 – Stadtgartenamt

Wettbewerbsdurchführung

DI Wolfgang Niederwieser
Verein Architekturraum 5

Wettbewerbsabwicklung

DI Wolfgang Niederwieser
DI Klaus Kern

Kuratorische Betreuung
Mag. Stefan Musil

Technische Vorprüfung
DI Monika Trimmel
werkraum wien
ingenieure

Sensibilisierende Begleitung

Zielgruppe sind die AnrainerInnen aus dem Grätzel zwischen Mariahilferstraße und der Linken Wienzeile sowie Gürtel und der Winkelmannstraße. Über Artikel in relevanten Bezirksinformationsblättern (Bezirkszeitung, Bezirksblatt …) soll zunächst der gesamte Bezirk über das Vorhaben informiert werden. Im Rahmen der Bezirksfestwochen Rudolfsheim-Fünfhaus werden zwei kostenlose Führungen durch das Grätzel angeboten (erste Führungen fanden bereits im Mai 2008 statt). In Flugblättern soll auf das Projekt und die Möglichkeit der Beteiligung aufmerksam gemacht werden. Aushönge in Stiegenhöusern, die eventuell mehrsprachig erfolgen, laden ebenfalls zu diesem Prozess ein. Um MigrantInnen erfolgreich ansprechen zu können, sind Streetwork-Tage geplant.