Der Raum einer jüdischen Vorstadtgemeinde und ihr Zentrum im 15. Bezirk bilden die konzeptuelle Rahmenbedingung des Projekts. Aus dieser werden alle thematischen Fragestellungen wie auch die Formen der Präsentation entwickeln.
Geschichte eines Raumes
Die jüdische Vorstadtgemeinde „Fünfhaus“ bzw. „Sechshaus“ reicht als religiöse Gemeinde bis 1846 zurück, als jüdischer Siedlungsort einige Jahrzehnte weiter. Sie umfasste den Bereich der heutigen Bezirke XII bis XV. (Ab den 1920er Jahren verselbständigte sich die Organisation der Hietzinger Gemeinde – mit eigener Synagoge und eigenen Vereinsstrukturen.)
Was der 13-jährig aus der Sammelwohnung in der Reindorfgasse geflohene Moshe Hans Jahoda heute als „Dreieck seiner Kindheit“ bezeichnet – bestehend aus Turnertempel, Herklotzgasse 21 und Storchenschul – war der Kernbereich der ausgedehnten Gemeinde. Er bildet das Zentrum unseres Projekts. Insbesondere unsere InterviewpartnerInnen kommen mehrheitlich aus diesem Viertel oder waren auf dieses bezogen.
Aktivierung des Raums heute
Der lokal begrenzte Untersuchungsgegenstand erlaubt, zahlreiche Aspekte jüdischer Kultur des frühen 20. Jahrhunderts in Wechselwirkung untereinander und mit ihrer quantitativ weit überwiegenden nicht-jüdischen Umgebung darzustellen.
Ausgehend von der Herklotzgasse 21 als Zentrum reaktivieren „Stationen“ ein räumliches Netz jüdischen Lebens in dem Viertel. Die Stationen werden, entsprechend den ehemaligen Funktionen und Nutzungen von Gebäuden und Orten, verschiedenen soziokulturellen Themen gewidmet.
Lokal und international vernetzte Räume
Der lokale Raum bindet das Projekt jedoch nicht an starre Grenzen. Vielmehr war der materiell fassbare, statische Raum, der die „solide“ Grundlage des Projekts bildet, historisch schon immer auf größere Räume der Migration sowie der persönlichen und kulturellen Kommunikation bezogen. Und er ist es noch heute als Gedächtnisraum.
Entsprechend schließt unsere Arbeit an diese dynamischen Raumvernetzungen an. Wir knüpfen unsere Kontakte mit Überlebenden in einem internationalen Gedächtnisraum, gehen in Forschungsreisen den Migrationsbewegungen nach und erweitern unsere Forschung durch internationale Kooperationen.
Zwei Migrationswegen soll besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden: