Strom der Erinnerung – ZeitzeugInnen erzählen

Im Strom der Erinnerung beziehen sich 75 Jahre nach dem Anschluss Österreichs an Hitlerdeutschland vorwiegend jüdische Zeitzeuginnen und Zeitzeugen auf die Zeit in Wien vor der sukzessiven Machtergreifung durch die Nationalsozialisten. Sie erzählen vom Anschluss, ihren persönlichen Erlebnissen während der Kriegszeit, der Vertreibung und Vernichtung ihrer Angehörigen bis hin zu den Ereignissen nach Kriegsende in Wien, die ersten Jahre in Palästina und im neu entstehenden Staat Israel.

Der Strom der Erinnerung wurde vom 4. März 2013 bis zum 31. Juli 2013 von Montag bis Freitag an 100 Tagen auf W24 gezeigt. Alle Folgen stehen auf der Website von W24 zur Verfügung.

Im Rahmen von drei W24 Spezial Themenabenden (März – Jahrestag des Anschlusses und Mai – Jahrestag zum Kriegsende) diskutierte eine Runde von HistorikerInnen, ExpertInnen und ZeitzeugInnen über die Rolle lebendiger Erinnerungskultur und ihre Bezüge zur Stadtgeschichte und Stadtgegenwart.

Hintergrund

Berichte von ZeitzeugInnen aus dem 20. Jahrhundert, besonders aus den Jahren des Nationalsozialismus werden schon seit längerem vielerorts audiovisuell dokumentiert. Mittlerweilen sind international viele gefüllte Archive entstanden. Und in diesen Archiven drohen sie bald wieder im Schweigen der Nichtwahrnehmbarkeit und des Vergessens zu versinken. Das Archiv bewahrt auf, es macht Material individuell zugänglich. Öffentlich wahrnehmbar ist dadurch jedoch noch nicht.

Nur selten werden die Dokumente breiter zugänglich, werden „ausgestellt“; etwa im Rahmen von Präsentationen oder als Bestandteil von Dokumentationen. So gut wie immer sind diese Berichte dann von Gestaltern stark gekürzt, thematisch montiert und in den Dienst einer pädagogischen bzw. exemplarischen Demonstrationsabsicht genommen. So wie das Schicksal seinerzeit in das Leben der Zeugen eingegriffen hat, so greifen diese Gestalter nun wieder in deren Berichte und Erzählungen ein.

Viele Projekte der Erinnerungskultur sind in den letzten Jahrzehnten entwickelt, Formen von Mahnmalen diskutiert und realisiert worden.

Das Projekt „Strom der Erinnerung“ will in und vor diesen Kontexten

  • Berichte von Zeitzeugen möglichst ungekürzt in ihrer ursprünglichen Form breit wahrnehmbar machen (und diesen dabei ihre ungeschmälerte Individualität respektvoll belassen).
  • diese Berichte jetzt auch in einem kommunalen TV-Sender einem breiten Publikum für einen längeren Zeitraum zur Verfügung stellen.
  • dadurch neben die materiellen Mahnmale das lebendige und authentische Zeugnis respektvoll an die Öffentlichkeit bringen.
  • andere Archive und Medienproduzenten bzw. –träger ermuntern, gemeinsam neue Formen öffentlicher Wahrnehmbarkeit für Zeitzeugnisse zu suchen und zu entwickeln.

Strom der Erinnerung – DVD

Die Doppel DVD „Strom der Erinnerung“ wurde in Kooperation mit W24 entwickelt und kann bei Judith Pühringer gegen eine kleine Spende bestellt werden. Bitte schicken Sie dazu ein kurzes Mail an judith.puehringer@arbeitplus.at.

Strom_der_Erinnerung_DVDAusgehend vom Wien der 30iger Jahre erzählen in der DVD 20 Menschen, die ihre Kindheit oder Jugend in der jüdischen Gemeinde „Sechshaus“ (im Bereich der heutigen Bezirke XII-XV) verbracht hatten, in 15 Kapiteln von ihren persönlichen Erfahrungen und Erlebnissen, die für sie den Holocaust ausgemacht haben. Die Themen spannen sich vom jüdischen Alltag in Wien, über Flucht, Vertreibung und Mord während der Kriegsjahre bis hin zum Aufbau neuer Existenzen und Beziehungen im jungen Staat Israel.